November 2019 – eine stillere Jahreszeit, auch die Zeit unseres Innehaltens. Bereits am Morgen des Gedenktages wurden an allen Gedenkorten durch die Stadtverwaltung Blumengebinde niedergelegt.
Unter den zahlreichen Gästen am Gedenkstein im Stadtpark begrüßte Bürgermeisterin Anja Heinrich sehr herzlich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, Landrat Christian Heinrich-Jaschinski, zugleich Vorsitzender des Kreisverbandes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, den Vorsitzenden der SVV Siegfried Deutschmann, und die Abgeordneten des Stadtparlamentes.
Besonders herzlich begrüßte sie Andreas Jopp, den Vorsitzenden und die Vertreter der Schützengilde Elsterwerda 1843 e.V. Ein besonderer und persönlicher Dank der Bürgermeisterin richtete sich an die junge Generation. Alina Kuna, Hanka Theuring und Anna Gliemann begleiteten mit Rezitationen aus Briefen und Gedichten, sowie dem Verlesen des Totengedenkens den Gedenktag. Ein Dank ging ebenso an den Solisten, Herrn Schmidt aus Prieschka für die würdige musikalische Begleitung.
Anja Heinrich erinnerte daran, dass in diesem Jahr der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 100 Jahre alt wurde. Wohl keiner der Gründer des Volksbundes hätte sich vorstellen können, dass es diesen Verband 100 Jahre später noch geben würde. Man konnte sich ja auch 1918, nach dem Ende des furchtbaren Ersten Weltkriegs, nicht ausmalen, dass eine solche Katastrophe sich in viel größerem Ausmaß noch einmal wiederholen würde – und das binnen zweier Jahrzehnte.
„Menschlichkeit, Frieden und das Zusammenleben mit den Nachbarn waren gescheitert und hatten zu einem Krieg mit 17 Millionen Toten geführt. Der Zweite Weltkrieg hatte unvorstellbare 70 Millionen Opfer gefordert. Der Volksbund betreut heute mehr als 830 Kriegsgräberstätten in 46 Ländern. Eine Zahl, die auch zeigt, wie weit der Krieg Leid und Elend geschaffen hat. Insgesamt kümmert man sich um über 2,7 Millionen Kriegsgräber. Der diesjährige Volkstrauertag, er verbindet auch Erinnerung und Gedenken mit Bildung und Begegnung, die Arbeit auf den Kriegsgräberstätten mit dem Einsatz für den Frieden.“
„Kriege brechen ja nicht aus, sie werden gemacht!“
„Sie sind das Ergebnis eines Prozesses, der mit der Herabwürdigung anderer Menschen – sei es wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer ethnischen Orientierung – beginnt, der über Demokratieverächtlichkeit und kriegerische Rhetorik in ein Denkschema führt, in dem es nur eine Lösung gibt, und zwar eine, die keine Kompromisse und keinen Diskurs mehr ermöglicht.
Wir wollen hier in Elsterwerda mit der Wertschätzung des Volkstrauertages, unserer Bildungs- und Begegnungsarbeit diesen Mut, sich für den Frieden einzusetzen, stärken. Tatsächlich ist es – allen Geschichten von tapferen Menschen zum Trotz – nämlich der Frieden, der Mut benötigt.
Frieden braucht eben Mut – aber der Mut lohnt sich, denn er schafft die Grundlage für ein menschliches und menschenwürdiges Leben. Die Kriegsgräberstätten und die Gedenkorte in den Kommunen zeigen, was auf dem Spiel steht, wenn uns dieser Mut verlässt.
Der Volkstrauertag ist so viel mehr als Trauer und Erinnerung, Gräber und das Suchen von Angehörigen, Information und Bildung. Das ist Begegnung, das sind unsere jungen Menschen und deren Zukunft, das ist der ernste Blick auf das was uns noch in unserer Generation durch Kriege persönlich betrifft und betroffen macht, und es ist auch der beharrliche Wunsch auf ein demokratisches und friedliches Morgen.“
Anja Heinrich,
Bürgermeisterin
Volkstrauertag 17.11.2019