Hamburger Forschungsinstitut zu Gast beim Tennisverein Elsterwerda e.V.
Das Frühjahr war über einen langen Zeitraum sehr feucht, was die Land- und Forstwirte unserer Region mit Freude erfüllt. Die sich dazu gezeigten, kühlen Temperaturen taten der Mückenvermehrung, allen Menschen zum Ärgernis, leider keinen Abbruch. Gefühlt sind die kleinen Plagegeister in einer Vielzahl zum vergangenen Sommer vorhanden und trüben uns die schönen Sommerabende in Garten, Wald und Flur.
Darüber hinaus sind die Tiere nicht immer ganz ungefährlich. Das sogenannte West-Nil-Virus (Krankheit: West-Nil-Fieber), aller Wahrscheinlichkeit eingeführt durch Zugvögel und übertragen durch Stechmücken, führt in Südosteuropa regelmäßig zu Epidemien.
Auch in der Ecke um Leipzig wurden bereits Fälle von Infektionen mit dem West-Nil-Virus nachgewiesen, welches insbesondere für Pferde gefährlich werden kann. Beim Menschen zeigen sich bei lediglich 10– 20 % leichte Symptome, unter 1% der Menschen erkranken an einer Hirnhautentzündung, die dann schwerwiegendere Auswirkungen haben kann.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter, Felix Sauer (links) und Leif Rauhöft (rechts) des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg besuchten am 09.06.2021 unsere Heimatstadt. In einem zweijährigen Projekt untersuchen sie die Ökologie von blutsaugenden Insekten mit dem Ziel, nachhaltige Methoden zur Reduktion von Stechmückenpopulationen zu entwickeln. Hierfür setzen die Wissenschaftler Fallen der Firma Biogents aus Regensburg ein, welche durch Lockstoffe (CO2 und andere Duftstoffe) gezielt Stechmücken fangen, ohne anderen Insekten zu schaden. Außerdem untersuchen die studierten Biologen die Stechmücken auf potentielle Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus. Die Untersuchungen finden im Rahmen des Vernetzungsprojektes „Episode“ statt und werden durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gefördert. Neben dem Bernhard-Nocht-Institut arbeiten im Projekt Wissenschaftler aus 6 weiteren deutschen Forschungsinstituten: Charité Berlin, Friedrich-Löffler-Institut, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, Hochschule Hannover, Goethe-Universität Frankfurt und Universität Leipzig.
Doch wie kommen die Hamburger Forscher ausgerechnet nach Elsterwerda?
In Ostdeutschland liegen einige der wärmsten Regionen Deutschlands, welche hervorragende Entwicklungsgrundlagen für Stechmücken darstellen. Interessant ist, dass die den West-Nil-Virus übertragenden Stechmücken zumeist aus künstlichen Kleingewässern stammen (z.B. Regentonnen oder Blumenvasen). Aus diesem Grund wurde das Territorium für die Feldforschung mit Wittenberg als nördlichsten, Köthen als westlichsten und Elsterwerda als östlichsten Punkt abgesteckt.
Auf der Suche nach geeigneten Untersuchungsgebieten im Landkreis Elbe-Elster, fiel die Wahl der jungen Wissenschaftler auf das Gelände des Tennisvereins Elsterwerda e.V.
Der Mückenfänger von Elsterwerda
Vereinsvorsitzender Dieter Anders, fast immer auf dem mit Herzblut geschaffenen Gelände zugegen, wurde in die Bedienung der Fanganlagen eingewiesen und erklärte sich bereit, während der Abwesenheit der beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter das Stechmückenfangen zu übernehmen. Im Anschluss werden die Stechmücken tiefgefroren und im Institut untersucht.
Hier noch einige Tipps der Biologen Felix Sauer und Leif Rauhöft zum Thema Mücken:
- Freuen Sie sich über Schwalben auf Ihrem Grundstück und öffnen Sie Ihnen Tür und Tor! Die kleinen, gefiederten Freunde fressen nicht nur Stechmücken, sie zeigen uns durch ihre Flughöhen bei der Mückenjagd gleichzeitig an, wie sich das Wetter entwickelt.
- Ebenso über die Sichtung von Fledermäusen, Libellen, Wasserkäfern, Fröschen und Fischen sollten Sie sich freuen, denn auch sie verspeisen unter anderem Mücken und Mückenlarven.
- Zur Abwehr von Stechmücken sollten Sie Teebaumöl einmal versuchen.
- Lange Kleidung ist zwar recht wirksam aber zugegebenermaßen im Sommer eine unerwünschte Maßnahme.
- Absolut erfolglos gestaltet sich der Einsatz von Blaulichtfallen. Mücken werden von CO2 und dem Schweißgeruch der Menschen angezogen. Das Blaulicht lockt andere Insekten an, die dann grundlos den Tod finden.
Christiane Müller, Stabsstelle Kultur/Tourismus, Vereine, Öffentlichkeitsarbeit