Kreisverkehrswacht sagt NEIN zu Pflichttest für Senioren

Verein bietet stattdessen Sicherheitstrainings an – und schlägt vor: Gutscheine für Ehrenamtliche

Nach einem EU-Vorschlag sollen Senioren ab 70 Jahren alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. Allerdings soll es den Mitgliedsstaaten überlassen bleiben, ob sie das umsetzen – und ob Tests verpflichtend oder freiwillig sind. Die Kreisverkehrswacht Elbe-Elster lehnt diesen Vorschlag ab, wie Vereinsvorsitzender Dieter Babbe begründet – und einen anderen Vorschlag in die Debatte wirft.

Dieter Babbe: Laut von Statistiken und auch nach unseren Erfahrungen sind Senioren nicht die „schlechteren“ Autofahrer. Im Gegenteil: Sie bringen die meisten Erfahrungen beim Verhalten im Straßenverkehr ein. Es wäre ungerecht, sie zum Gesundheitscheck zu zwingen, dann müssten auch jüngere Verkehrsteilnehmer einbezogen werden, die in vielen Fällen unter Alkohol und Rauschgiften fahren. Es sollte den Senioren überlassen bleiben zu erkennen, wann sie ihren Führerschein nicht mehr nutzen sollten. Da dieser Schritt oft schwer fällt – ich habe das bei meinem Vater erlebt, der bis ins hohe Alter seine Autoschlüssel in der Hosentasche trug, bis unsere Familie ihn aufforderte, nicht mehr mit dem Auto zu fahren. Nahe Angehörige sollten erkennen, wann der Zeitpunkt dazu gekommen ist.

Sie machen einen anderen Vorschlag!

Dieser Vorschlag hat mit unseren Erfahrungen als Ehrenamtliche in Sachen Sicherheit im Straßenverkehr zu tun. Wichtig ist doch, dass motorisierte Verkehrsteilnehmer ihr Fahrzeug in möglichst allen auch kritischen Situationen kennen – also beim Bremsen auf nasser oder glatter Fahrbahn, beim Ausweichen von plötzlich auftretenden Gefahrensituationen auf der Straße, wie Wildwechsel oder spielende Kinder. Um zu wissen, wie sich mein Fahrzeug dann verhält, das kann man nicht nachlesen, das muss man üben, bevor es bei einem Unfall zu spät ist.

Wie will und kann die Kreisverkehrswacht dabei helfen?

Die Kreisverkehrswacht Elbe-Elster betreibt als einer der ganz wenigen Vereine im Land Brandenburg in Massen, vor den Toren von Finsterwalde, einen Verkehrsübungsplatz. Hier bieten wir u.a. regelmäßig Sicherheitstrainings für Auto- und Motorradfahrer an, wie woanders der ADAC oder die DEKRA. Mein Vorschlag: Diese Trainings sollten verpflichtend für alle Führer von Kraftfahrzeugen sein. Unter der Anleitung von erfahrenen Sicherheitstrainern lernt man hierbei, sein Fahrzeug erst richtig kennen, das haben sogar Vielfahrer und Berufskraftfahrer nach dem Training immer wieder bestätigt. Ich habe mehrmals diese Trainings besucht – und musste feststellen, dass viele zum Beispiel noch nie eine Vollbremsung probiert haben – aus Angst, es könnte etwas passieren.

Auf die Idee kommt man ja im öffentlichen Straßenverkehr auch nicht, erst dann, wenn die Gefahr eines Auffahrunfalls besteht. Doch wenn es erst mal gekracht hat, ist es zu spät. Beim Sicherheitstraining wird das Bremsen bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten und auf verschiedenen Straßenbelägen, auf Bitumen und Gummimatten, bei Trockenheit und Nässe, aber auch das Ausweichen von Hindernissen geprobt. Dabei bieten wir auch spezielle Trainings für Senioren an, wo in einem Kurs weniger Teilnehmer sind, die  individuell betreut werden können. Wichtig noch zu wissen: Manche Senioren haben Angst daran teilzunehmen, weil sie befürchten, sie könnten die Fahraufgaben nicht lösen und bekommen ihren Führerschein abgenommen. Ich betone: Das ist nicht der Fall. Der Sicherheitstrainer ist zur Verschwiegenheit verpflichtet und wird im  Fall der Fälle lediglich Empfehlungen geben, aber niemals die Polizei oder die Straßenverkehrsbehörde informieren.

Wer beteiligt sich sonst an solchen Sicherheitstrainings?

Insbesondere Mitarbeiter/innen von Pflegediensten, aber auch vielen anderen Firmen, deren Berufsgenossenschaften die Teilnehmerkosten bezahlen, weil sie Unfällen ihrer Beschäftigten vorbeugen wollen. Es kann sich aber jeder Auto- und Motorradfahrer bei uns zu einem Sicherheitstraining anmelden, telefonisch (03531 501901), am besten per Mail unter der Adresse „Kreisverkehrswacht_EE@web.de“. Wir melden uns in jedem Fall zurück, erläutern den Ablauf der Trainings und vereinbaren einen Termin.

Diese Trainings sind sinnvoll und geben mehr Sicherheit auf den Straßen. Wie können noch mehr Verkehrsteilnehmer dafür gewonnen werden?

Auch dafür haben wir eine Idee, die einige andere Verkehrswachten bereits umsetzen. Unsere Politiker vom Bundespräsidenten bis zum Landrat und Bürgermeister bzw. Amtsdirektoren würdigen immer wieder die Rolle der Ehrenamtler, ohne die sich im Vereinsleben kein Rad drehen würde. Wir schlagen vor: Als Anerkennung könnten kommunale und Kreisverwaltungen, aber auch Versicherungen, Kranken- und Unfallkassen, Autohäuser und Tankstellen Gutscheine für Sicherheitstrainings vergeben. Gutscheine können in der Geschäftsstelle des Kreisverkehrswacht Elbe-Elster e.V. in der Finsterwalder Tuchmacherstraße 22 im Hause der Kreismusikschule erworben werden.

Wer Interesse an einem Sicherheitstraining hat?

Die Trainings finden ab Mitte März bis Ende Oktober, meist sonnabends, statt. Kommen mindestens acht Teilnehmer zusammen, können auch zusätzliche Termine, auch wochentags, vereinbart werden. Am 20. April haben wir ein erstes Motorradtraining geplant, am 25. Mai ein spezielles Training für Senioren.

03531 501901

Kreisverkehrswacht_EE@web.de

Senioren beim Sicherheitsfahrtraining