„Wir vergeben und bitten um Vergebung“
Texte und Gedanken von Dr. Gustav Bekker, Elsterwerda
Vor 70 Jahren, am 1.September 1939, um 4.48 Uhr fiel der erste Schuss des Zweiten Weltkrieges. Abgefeuert hatte ihn der Kanonier des Panzerkreuzers Schleswig – Holstein, Martin Menzel, auf die Danziger Westerplatte.
Vor 70 Jahren, im Dezember 1939 starb im Kriegsgefangenen – Lazarett in Elsterwerda auf dem Winterberg der erste polnische Kriegsgefangene. Nach ihm starben in diesem Lazarett weitere polnische, französische, jugoslawische und englische Soldaten. Bestattet wurden sie auf dem Soldatenfriedhof in Neuburxdorf.
Vor 10 Jahren setzte die Stadt Elsterwerda am 8.November 2009 diesen Opfern auf dem Friedhof in Elsterwerda – Biehla ein Denkmal des Erinnerns und der Versöhnung. Altbürgermeister Dieter Herrchen hatte diesen Ort auf dem Biehlaer Friedhof ausgewählt. Begleitet wurde er von der damaligen Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung und heutigen Bürgermeisterin, Anja Heinrich. Der Gedenkstein trägt die Worte polnischer Bischöfe aus dem Hirtenbrief von 1965 an die deutsche Bischofskonferenz:
„Wir vergeben und bitten um Vergebung“.
Die Einweihung des Denkmales erfolgte durch den evangelischen Pfarrer Karsten Spantig, den katholischen Pfarrer Herbert Nowak aus Elsterwerda sowie Probst Grzegorz Karolak aus Polen. (siehe Bild unten)
In einer bewegten Feierstunde gedachten wir vor zehn Jahren der im Lazarett Winterberg Verstorbenen und der unzähligen Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges. Unter den Gästen dieser Feier des Gedenkens befanden sich Vertreter unserer Partnerstädte Naklo n. Not. und Vreden. Zugegen war auch eine weitere polnische Delegation mit Tadeusz Kreps an der Spitze. Er ist der Vorsitzende der polnischen Vereinigung „Mission Versöhnung.“ Diese Vereinigung begründeten einst der oben genannte Martin Menzel, Pfarrer Johannes Gehrman aus Deutschland und die überlebenden Verteidiger der Danziger Westerplatte. Ihr Schwur lautete damals: „Nie wieder Krieg!“
Präses Tadeusz Kreps würdigte die vielfältigen Versöhnungsbemühungen unserer Stadt und zeichnete Dieter Herrchen, Inge Burghardt und Anja Heinrich mit der Ehrenmedaille der „Mission Versöhnung“ aus.
Erfreut können wir feststellen, dass es in unserer Stadt eine Vielzahl von Bürgern gibt, die seit Jahren den Weg der Versöhnung und des partnerschaftlichen Miteinanders, insbesondere mit unseren polnischen Nachbarn, beschreiten. Ihnen allen gebührt Dank!
Lassen sie uns, die ältere Generation, auch in Zukunft über erlittenes Leid und Gräber hinweg den Weg der Versöhnung ebnen und befreien wir unsere Enkel und Urenkel im Vereinten Europa von der Last der vergangenen Kriege.
Quellen: „Kriegstagebuch Linienschiff Schleswig Holstein“, veröffentlicht 1995.